Part 2/2 Osaka Sightseeing 2.0

Am dritten Tag unserer Reise zog es uns in die Universal Studios Japan. Dank einiger YouTube-Videos wussten wir halbwegs, worauf wir uns einlassen, und verzichteten auf große Überraschungen. Der Wecker klingelte schon um 05:00 Uhr, und um 06:00 Uhr verließen wir das Hotel in Richtung Metro. Kurz nach sieben erreichten wir die Studios – und wir waren bei weitem nicht die Einzigen. Die Szenerie war schon vor Parköffnung lebhaft, voller Gruppen, Vorfreude und Gedränge. Um 07:25 öffneten Check-in und Sicherheitskontrolle, doch erst gegen 08:15 Uhr durften wir wirklich los – Geduld war hier Pflicht. Unser klarer Fokus: der Themenbereich Super Nintendo World, eine Verwirklichung unserer Kindheitsfantasien rund um Mario, Luigi und Co. Gleich am Anfang stellten wir uns versehentlich in die Schlange von Donkey Kong, obwohl wir eigentlich zu Koopa’s Cup wollten – ein klassischer Fehlstart. Nach zwanzig Minuten Wartezeit brachen wir ab, füllten die Lücke mit einem schnellen Hotdog vom Stand und setzten unsere Erkundung in die bunte Welt von Peach, Toad und den Warp-Pipes fort.

Schon bald wurde Regen angekündigt – Grund genug, die Single Rider Lane für eine der Hauptattraktionen zu nutzen: Mario Kart: Koopa’s Challenge. Normalerweise beträgt die Wartezeit hier über zwei Stunden, doch mit der Single Rider Option waren es am Ende knapp 60 Minuten. Die Fahrt selbst war das Warten absolut wert: ein AR-Dark-Ride, bei dem man mit einer Spezialbrille direkt ins Spielgeschehen katapultiert wird. Power-Ups, Bananenschalen, blinkende Items und die Konfrontation mit Bowser selbst – alles in einer Mischung aus Projektionen, echten Kulissen und vibrierenden Wagen. Wer mit Mario Kart aufgewachsen ist, fühlt sich hier sofort wie im Spiel. Zwischendurch lockten die ersten Shops, und wie sollte es anders sein – die ersten Souvenirs wanderten direkt in die Tasche. Danach ging es für uns weiter in den Harry-Potter-Bereich. Wir schlenderten durch King’s Cross, liefen nach Hogsmeade und staunten über die detailgetreuen Geschäfte der Winkelgasse. Das Highlight war das Schloss Hogwarts, das majestätisch über dem Themenbereich thront und als Kulisse alleine schon atemberaubend ist. Die großen Fahrattraktionen dort ließen wir wegen der 100–120 Minuten Wartezeit links liegen, aber allein das Ambiente machte den Besuch besonders – ein Eintauchen in die Zauberwelt, wie sie sonst nur auf der Leinwand existiert.










Weiter führte uns der Weg in den Jurassic Park. Gleich zu Beginn begegneten wir einer kleinen Show mit riesigen Dinosauriern, die sich durch die Menge bewegten – ein witziger, immersiver Moment, bei dem die japanischen Besucher völlig aus dem Häuschen waren. Danach wagten wir uns in die Schlange von „Jurassic Park: The Ride“. Nach knapp 50 Minuten saßen wir in den überdimensionalen Booten mit 24 Plätzen und glitten durch eine tropische Landschaft voller detailreicher Dinos. Die Fahrt kombiniert Animatronics, Szenen aus den Filmen und ein dramaturgisches Finale – der große Drop aus 25,9 Metern Höhe (85 Fuß). Dabei wird wirklich jeder nass, außer diejenigen, die sich für 500 Yen mit einem Poncho geschützt haben. Ich gehörte nicht dazu! Nachdem wir unsere großen Highlights abgehakt hatten, erkundeten wir noch die kleineren Bereiche wie One Piece, Minions oder Detektiv Conan. Die Welten waren bunt, schrill und teils schwer einzuordnen, aber dennoch unterhaltsam. Mit einigen Souvenirs im Gepäck und der Steuererstattung über den Tax-Free Account endete unser Parkbesuch. Wettertechnisch hatten wir Glück: Mit 26 Grad, bewölktem Himmel und leichtem Regen war es angenehm, bevor für den nächsten Tag 50 Liter Regen angekündigt waren.







Nach der Rückkehr ins Hotel und einer kurzen Erholungspause ging es am Abend noch einmal hinaus. Diesmal in ein typisches Okonomiyaki-Restaurant, eine Spezialität aus Osaka. Okonomiyaki ist eine Art herzhafter Pfannkuchen aus Teig, Kohl und je nach Variante Fleisch, Käse oder Meeresfrüchten, der frisch auf einer heißen Platte direkt am Tisch gebraten wird. Besonders ist die Kombination aus Zubereitung vor den Gästen, dem geselligen Charakter des Gerichts und der kräftigen Soße, die alles abrundet. Für uns war es das perfekte Abendessen nach einem aufregenden Tag im Freizeitpark. Danach schlenderten wir noch einmal über die große Shoppingmeile, ließen die Eindrücke der Stadt wirken und schmiedeten schon Pläne, was wir an den kommenden Tagen noch einkaufen und erleben wollen.







05.10.2025: Am Samstag und Sonntag wollten wir dem regulären Sightseeing in Osaka Raum geben. Anders als an den Tagen in der Expo oder in USJ gönnten wir uns morgens erst gegen 08:30 Uhr ein Frühstück im Hotel, bevor wir loszogen. Der Wetterbericht hatte Regen angekündigt, sodass wir versuchten, möglichst viele Indoor-Aktivitäten einzubauen und bei Regenpausen spontan Schreine, Tempel oder das eine oder andere Schloss zu besuchen. Spoiler: Es waren nicht allzu viele – vielmehr ging es uns darum, Kultur und japanischen Alltag aufzunehmen. Mit dem Osaka Amazing Pass in der Tasche konnten wir zwei Tage lang gratis mit der Metro fahren und hatten kostenlosen Eintritt zu diversen Attraktionen – eine Entscheidung, die uns einiges an Flexibilität und Kosten sparte.

Unser erster Ausflug führte uns nach Umeda, wo wir ein riesiges Kaufhaus betraten – ein Ort, der in vielen Hinsicht einem Karstadt, Saturn oder MediaMarkt entspricht, nur viel größer, lauter und mit extremer Produktfülle. Wiederholung bewusst: größer, lauter, und mit viel mehr Auswahl. Durch mehrere Etagen schoben wir uns durch Elektronik, Mode, Gadgets und allerlei Nippes – inklusive Gacha-Automaten, die in Japan offenbar eine echte Faszination auslösen. Danach besuchten wir den Nintendo Store Osaka und das Pokémon Center Osaka, wo Merchandising, Fanartikel und liebevolle Detaillösungen das Herz eines jeden Gamers höher schlagen lassen.



Als nächstes stand das Osaka Castle auf dem Programm. Leider störte eine Unterbrechung im Metroverkehr unsere Planung, sodass wir spontan auf den Bus umstiegen. Dank unseres Osaka Amazing Passes erhielten wir freien Eintritt, und da das Personal mangels perfektem Englisch unser Anliegen falsch einschätzte, übersprangen wir eine Warteschlange von etwa 30 bis 40 Minuten – wenn Freundlichkeit ein Vorteil ist! Das Schloss selbst ist legendär: Ursprünglich in 1583 von Toyotomi Hideyoshi errichtet, wurde es mehrfach zerstört und wiederaufgebaut. Die heutige Struktur ist eine Rekonstruktion von 1931 und beherbergt ein kleines, aber feines Museum, das die Geschichte von Osaka, von Hideyoshi bis zu modernen Zeiten, erzählt. Die Anlage selbst bietet weite Mauern, schöne Innenhöfe und eine Parkanlage, die zum Verweilen einlädt.




Am Abend zog es uns zurück in die Stadt, Richtung Shinsaibashi-Suji – eine endlose Shopping-Passage, gesäumt von Läden aller Art, Gacha-Automaten, Straßenständen und einer vibrierenden Stadtstimmung. In der Nähe der Mido-Suji Street bewunderten wir die elegante Beleuchtung der Straße, schlenderten vorbei an Luxusautos wie Ferrari und Lamborghini und entdeckten schließlich ein hervorragendes Ramen-Restaurant. Ramen hat eine jahrzehntealte Tradition in Japan: eine wärmende Nudelsuppe, oft mit Brühe – sei es Tonkotsu (Schweineknochen), Shoyu (Sojasauce) oder Miso – dazu Toppings wie Chashu (Schweinebauch), Frühlingszwiebeln, Ei oder Algen. Der Duft, die Vielfalt und die Geschwindigkeit der Zubereitung machen Ramen zu einem der Inbegriffe japanischer Esskultur.




Der Sonntag verlief ähnlich entspannt, aber mit neuen Entdeckungen. Ein typischer Tag begann mit einem ausgiebigen Frühstück, danach fuhren wir zum Umeda Sky Building und bestiegen das Kuchu Teien Observatory (Floating Garden Observatory) – ein Observatorium, das die beiden Türme des Gebäudes verbindet und Panoramablicke auf Osaka bietet. Das Gebäude ist 173 Meter hoch, besteht aus zwei Türmen mit etwa 40 Stockwerken, verbunden durch Brücken und Aussichtsplattformen. Der Weg nach oben führt durch gläserne Aufzüge und eine „sky escalator“, die an einer Öffnung des Atriums entlangfährt – ein visueller und räumlicher Effekt, der das Erlebnis verstärkt. Von oben erfassten wir eindrucksvoll, wie weitläufig die Stadt ist.





Danach streiften wir durch weitere Shopping-Plazas und fielen über Moomin-Motive her – überraschend, aber offenbar beliebt: Die liebevoll gestalteten Figuren und Bezüge zur finnischen Moomin-Welt scheinen auch in Japan Fans zu haben, und oft sieht man Merchandise oder Kooperationen in Shops. Am Abend Richtung Tsutenkaku Tower: Mit dem Osaka Amazing Pass durften wir auch diese Aussichtsplattform betreten. Es war einiges Warten angesagt, bis wir den Aufzug nutzen konnten, doch oben wurden wir mit Blick über Osaka belohnt. Der Tsutenkaku Tower, ein Symbolviertel des alten Osaka, steckt voller Geschichte und Charme. Danach kehrten wir in ein nahegelegenes Restaurant ein und ließen den Abend mit einem Sake-Reisschnaps ausklingen. Gegen 22:30 Uhr waren wir wieder im Hotel, packten unsere letzten Klamotten und verstaute unsere Souvenirs – Morgen Abend, zur gleichen Zeit, geht’s schon wieder heimwärts.






06.10.2025: Auch wenn es heute zurück nach Deutschland geht, blieb uns noch ein ganzer halber Tag in Osaka – und den wollten wir bestmöglich nutzen. Nach einem gemütlichen Frühstück im Hotel deponierten wir unsere Koffer dort und machten uns zu Fuß auf, um Sehenswürdigkeiten und Läden im Umkreis von etwa 2,5 Kilometern zu entdecken. Unser Weg führte uns zunächst nach Amerikamura (America Town oder „Ame-mura“) – ein lebendiges Viertel westlich von Shinsaibashi, bekannt als Zentrum der Jugendkultur Osakas. Hier trifft Retro-Mode auf Streetwear, Cafés, Bars und kleine Boutiquen an jeder Ecke. Ein kleines Abbild von Harajuku – schrill, unkonventionell, voller Energie. Hier pulsiert das Leben, mit Street-Art an jeder Wand, Vintage-Läden und stylischen Second-Hand-Shops, die Modeherzen höherschlagen lassen. Zwischen kleinen Foodtrucks und Eisdielen hört man überall Musik – von K-Pop bis Indie-Rock. Amerika Town ist bunt, laut, chaotisch – aber auf die charmanteste Art, die Osaka zu bieten hat.




Von dort schlenderten wir weiter und erreichten schließlich den Namba Yasaka Shrine. Dieser Schrein ist besonders bekannt für sein beeindruckendes Löwenkopfgebäude (Shishiden oder Ema-Den), das etwa 12 Meter hoch und 11 Meter breit ist und eine Bühne im Maul des Löwen besitzt. Dieser dramatische Löwenkopf wird traditionell so interpretiert, dass er böse Geister verschlingt und so Schutz und Glück bringt – besonders beliebt sind Gebete um Erfolg, insbesondere in Schule oder Beruf. Der Schrein ist Teil des Shintō-Glaubens und verehrt unter anderem Susanoo-no-Mikoto, den Sturmgott, der in der japanischen Mythologie den achtköpfigen Drachen Yamata-no-Orochi besiegte. Seine Geschichte steht sinnbildlich für Mut, Reinigung und das Überwinden des Chaos – Werte, die tief im japanischen Glaubensverständnis verwurzelt sind. Der Schrein selbst wurde in seiner heutigen Form 1974 errichtet, doch seine Ursprünge reichen weit zurück. Zwischen modernen Gebäuden wirkt er wie eine kleine spirituelle Insel, auf der man innehalten und durchatmen kann.






Nach dem Schrein haben wir uns etwas nördlich bewegt und einen kleinen weiteren Schrein besucht – den Mamba-Jibja Shrine (teilweise auch „Mambajinja“ geschrieben). Abseits der Touristenpfade liegt dieser Ort fast versteckt, umgeben von Bäumen und engen Gassen. Hier ist es still, fast meditativ. Kleine Holztafeln mit Wünschen, Omikuji-Zettel mit Weissagungen und ein Hauch von Räucherduft – Momente, die spürbar machen, wie tief Religion und Achtsamkeit in Japans Alltag verankert sind.




Zwischendurch hielten wir an Streetfood-Ständen, tranken etwas Erfrischendes und ließen uns von kleinen Snacks verführen. In den Shops entdeckten wir das eine oder andere Gadget oder Mitbringsel – und so verging der letzte Tag in Osaka fast unbemerkt. Gegen 17:00 Uhr machten wir uns schließlich auf den Weg zurück zum Hotel, holten unsere Koffer und fuhren mit dem Nankai Airport Express in Richtung Kansai International Airport (KIX). Vor Ort noch einmal frisch gemacht, umgezogen für den 13-Stunden-Flug – und damit endet unsere Reise, zumindest geografisch.

Während ihr diesen Blog lest, sitzen wir vermutlich irgendwo über Sibirien auf dem Rückweg nach Deutschland – oder ihr lest das Ganze Wochen oder Monate später, während die Erinnerungen schon fast nostalgisch wirken. Egal wann: Danke, dass ihr uns begleitet habt, durch Expo, Lichter, Ramen, Regen und Abenteuer. Japan war aufregend, herzlich, laut, sauber, verrückt – und einfach unvergesslich.
Viele Grüße, David