Kunstflug an der “Alten Ems”

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Mitte Mai ging’s für mich (David) mit Sack und Pack zum Flugplatz „Alte Ems“, etwa 45 Minuten südlich von Emden und nur einen Katzensprung von der niederländischen Grenze entfernt. Der KFAO – ein Kunstflugverein – veranstaltet hier mehrmals im Jahr intensive Lehrgänge. Neben der Grundausbildung für Kunstflug-Einsteiger wird auch eine Weiterbildung für erfahrene Piloten mit „Aerobatic“-Vermerk angeboten. Mein letzter Lehrgang lag über zwei Jahre zurück – also wurde es Zeit, mich wieder in die Luft zu begeben und ein paar Tage Abstand vom Büroalltag zu nehmen. Gegen 08:30 Uhr ging es los, die Strecke war frei und flott zu fahren. Kurz nach dem Briefing kam ich bereits am Flugplatz an, wo reger Betrieb herrschte: Neben den Lehrgangsteilnehmern waren auch viele Vereinsmitglieder sowie Gäste vor Ort – es war Muttertag, und das schöne Wetter hatte viele Besucher angelockt. Mein Lager schlug ich in einem kleinen Wäldchen auf – rund 200 Meter vom Vereinsheim und den Hallen entfernt. Eine wirklich idyllische Ecke: ruhige Natur, freundliche Nachbarn (Feldhasen inklusive) und ein Hauch von Abenteuerfeeling. Hier hätte ich es auch länger ausgehalten.

12.05.2025: Frühstück um 08:00 Uhr mit allen 18 Teilnehmern, gefolgt vom Tagesbriefing. Der erste richtige Flugtag startete gleich mit einer technischen Herausforderung: Eine ASK-21 musste aufgerüstet werden, nachdem es am Vortag zu einem Startabbruch im F-Schlepp gekommen war. Grund dafür war ein unerwarteter Leistungsabfall der WT9 Dynamic. Die Crew in der ASK-21 reagierte geistesgegenwärtig und klinkte unterhalb von 100 Metern aus – keine einfache Entscheidung, aber sehr professionell gelöst. Die Landung erfolgte sicher auf einem Feld nahe der Ems. Am Flugzeug entstand nur ein leichter Schaden am Fahrwerkskasten, der noch in der Nacht behoben wurde.

Die Fehleranalyse ergab am Folgetag, dass eine defekte Zündbox die Ursache war. Die WT9 konnte mit reduzierter Leistung noch sicher zurückkehren. In der Zwischenzeit wurde der Flugbetrieb mit der Husky und der DR400 weitergeführt. Ich selbst durfte am Nachmittag meinen ersten Kunstflug-Trainingsflug seit über einem Jahr absolvieren – zusammen mit Olaf. Im F-Schlepp prägt man sich wichtige Orientierungspunkte ein, darunter Außenlandeflächen, markante Landschaftsmerkmale und natürlich die Lage der Kunstflugbox. Bei wolkenlosem Himmel wurde es im Cockpit recht warm – perfektes Wetter, aber auch schweißtreibend.

In etwa 1.200 Metern klinkten wir aus, meldeten den Kunstflug bei „Alte Ems Radio“ an – und los ging’s. Ich flog das Bronze-Programm, unterstützt durch Olafs jahreslanger Erfahrung (Fluglehrer = Steuerberater). Ein paar kleine Patzer waren dabei – eine Rolle war nicht ganz sauber, zwei „Männchen“ wurden statt Turns geflogen – aber insgesamt ein solider erster Flug. Auf dem G-Messer standen am Ende +5 und -2G – alles im zulässigen Bereich. Nach dem Debriefing ging’s zum Abendessen, und der Tag klang gegen 23:00 Uhr mit einem wohlverdienten Bier vorm Dachzelt aus.

13.05.2025: Der Dienstag lief nach bekanntem Schema ab: Frühstück, Briefing, Startaufbau. Unser Ziel: Jeder der drei Grundschüler sollte mindestens drei Starts bekommen. Die Grundausbildung verlangt insgesamt mindestens 20 Kunstflugstarts – da zählt jeder Tag. Das Wetter war uns weiter wohlgesonnen: 20 Grad, Sonnenschein, kein Wölkchen am Himmel. Sonnenbrille und Kopfbedeckung waren Pflicht. Ich unterstützte den Flugbetrieb an allen Ecken und Enden – fuhr Lepo, klinkte Flugzeuge ein, übernahm den Betriebsleiterposten.

Zwischendurch stand eine kulinarische Aufgabe an: Ich erklärte mich spontan bereit, einen Käsekuchen zu backen – mit Erfolg! Der Kuchen kam bei fast allen sehr gut an. Ein paar Skeptiker (vermutlich eher Käsekuchen-Abstinenzler) meinten sofort, dass ein Erdbeerkuchen viel besser wäre. Für heute blieb es aber beim Käsekuchen. Trotz des Begriffs „Fliegerurlaub“ waren die Tage lang: Bis ca. 19 Uhr wurde geflogen, dann kam das große Einräumen der Flugzeuge und Fahrzeuge – und Abendessen gab es meist nicht vor 20:30 Uhr.

14.05.2025: Mit dem Kopf langsam im Urlaubsmodus und dem Körper an den Flugrhythmus gewöhnt, habe ich den Tag mit mentalem Training begonnen. Ich ging das Bronze-Programm gedanklich durch, visualisierte jede Figur, die G-Kräfte, die Bewegungen, die Geschwindigkeit. Das half mir später enorm bei der Umsetzung im Flug. Oben in der Kunstflugbox konzentrierten wir uns heute auf kleine Richtungsfehler – und nutzten jede Höhenreserve, um gezielt daran zu arbeiten. Die Figuren, die am Montag noch nicht so ganz sauber klappten, liefen jetzt schon deutlich besser.

Ein tolles Highlight war außerdem: Meine GoPro war heute mit im Cockpit und zeichnete den Flug aus meiner Perspektive auf. Ich freue mich schon darauf, das Material später zu sichten – gerade auch zum Lernen und Nachbereiten eine super Hilfe. Nach der Landung war ich ziemlich im „Flugplatz-Flow“ angekommen – die Umgebung, das Gemeinschaftsgefühl, das Wetter und die Fliegerei verschmolzen zu einem rundum gelungenen Tag.

15.05.2025: Heute wurde der Erdbeerkuchen-Wunsch ernst genommen. Bido stellte mir die Zutaten hin – und los ging’s! Während die anderen flogen, stand ich am Herd (bzw. im Vereinsheim an der Küchenzeile) und zauberte gleich vier Erdbeerkuchen. Zusätzlich bereitete ich noch einen Käsekuchen für Freitag vor. Das Ganze war ein schönes Kontrastprogramm zur Fliegerei und kam bei allen gut an. Kuchen verbindet halt.

Gegen Mittag musste der Flugbetrieb pausiert werden – der Wind stand quer zur Bahn, mit 25 km/h und Böen bis zu 45 km/h. Zu heikel für sicheres Starten und Landen. Wir hofften auf Besserung am späten Nachmittag, aber für heute war erstmal Warten angesagt. Die Stimmung blieb dennoch gut – Kuchen hilft bekanntlich auch bei schlechtem Wetter.

16.05.2025: Der letzte Tag stand im Zeichen des „KFAO-Cups“, der zuletzt 2018 ausgetragen wurde. Nach einem ausführlichen Briefing wurden die Regeln erklärt, die Juroren eingewiesen und Teams gebildet. Parallel dazu absolvierten die Flugschüler am Vormittag noch ihre letzten Flüge – mit Erfolg: Die Ausbildung im Segelkunstflug war für alle abgeschlossen.

Leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung – ab Mittag zog es zu, und nur noch vereinzelte Starts waren möglich. Ich entschied mich daher, am späten Nachmittag bereits die Heimreise anzutreten. Am nächsten Morgen wollten wir nach Menden weiter, um uns ein potenziell neues Schulungsflugzeug für unseren Verein anzuschauen. So endete ein intensives, lehrreiches und einfach rundum schönes Fluglager an der „Alten Ems“.

Bis bald, David

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