Part 1/2 Osaka – Expo 2025

Unsere kleine Reisegruppe aus drei Freunden – Carsten, Yan und ich – hat sich auf den Weg nach Japan gemacht, Ziel war die Expo Weltausstellung in Osaka. Meine Reisebegleiter hatten beide schon Japan-Erfahrung, ich dagegen konnte zumindest mit meinen Technik-Gadgets und Reiswproviant aus dem Rewe punkten. Die Anreise startete noch relativ unspektakulär, wenn auch mit kleinen Kuriositäten: Unser ICE wurde kurzerhand mit einem anderen Zug zusammengelegt, die Sitzplätze waren knapp und in Hamburg Hbf landeten wir sogar kurz auf einem Abstellgleis. Nach ein paar Minuten ging es weiter, über Hamburg-Dammtor schließlich zur Hoch- und S-Bahn bis zum Flughafen. Hamburg ist mit knapp 1,85 Millionen Einwohnern (Stand 2021) die zweitgrößte Stadt Deutschlands, und der Flughafen ist dementsprechend ein quirliger Knotenpunkt in alle Welt. Dort verlief die Kontrolle fast reibungslos, nur zwei von drei Gepäckstücken wurden genau inspiziert – bei mir fiel ein 3D-Druck-Teil auf.
Am Gate wartete schon eine 20-köpfige Schulklasse, die nach Helsinki flog, doch unser Airbus A320 kam pünktlich und hob sogar etwas früher ab. Der Flug nach Finnland war ruhig, wir wechselten die Plätze, damit jeder mal den Blick aus dem Fenster genießen konnte. In Helsinki, der Hauptstadt Finnlands mit rund 658.000 Einwohnern (Stand 2021), hatten wir nur eine kurze Pause, genug für einen Burger und einen Spaziergang durch den Duty-Free-Bereich, dann ging es weiter nach Osaka. Trotz halbstündiger Verspätung beim Start kündigte der Pilot an, früher zu landen. Es folgte ein Abendessen, drei verschiedene Filme auf den Bildschirmen und der Versuch, wenigstens etwas Schlaf zu finden. Meine Smartwatch gab mir am Ende einen Schlafscore von 43, unterm Strich waren es wohl nur zwei Stunden. Am Morgen gab es Omelett, Saft und Kaffee, dann nur noch 90 Minuten bis Japan.






Nach der Landung verlief die Einreise dank QR-Codes weitgehend problemlos, und nach rund 40 Minuten standen wir mit Gepäck in der Bahnhofshalle. Vom Kansai-Airport fuhren wir mit dem Expresszug nach Namba, mitten ins Herz von Osaka, und nach kurzem Fußweg erreichten wir unser Hotel. Während die anderen die Pause nutzten, inspizierte ich mein Zimmer, schaltete neugierig das japanische Fernsehen ein (kein Wort verstanden) und testete die legendäre Hightech-Toilette. Fazit: überraschend komfortabel und absolut sauber.




In Osaka ließen wir uns noch am ersten Abend nicht lange im Hotel aufhalten, sondern zogen zielstrebig in den Nagai Park – eine riesige grüne Oase inmitten der Stadt, die sich über mehr als 60 Hektar erstreckt und Natur, Sport und Kultur vereint. Dort stehen gleich mehrere Sportstätten, unter anderem das große Nagai Stadium mit rund 50.000 Plätzen sowie das Yodoko Sakura Stadion, die Heimat des Fußballclubs Cerezo Osaka. Schon beim Betreten des Parks fiel uns auf, wie viele Japaner hier im Gleichschritt liefen oder trainierten – Sportkultur wird in Osaka sehr ernst genommen. Unser eigentliches Ziel war jedoch der Botanische Garten, in dem das international bekannte Künstlerkollektiv teamLab den gesamten Bereich in ein digitales Kunstwerk verwandelt. Sobald die Sonne untergeht, beginnt hier ein regelrechtes Schauspiel: Bäume, Sträucher und Wasserflächen werden durch aufwendige Projektionen und Lichtinstallationen zum Leben erweckt. Mal schimmert ein Teich in tiefem Blau, auf dem scheinbar Seerosen treiben, dann wieder glühen die Baumkronen in warmen Rot- und Goldtönen, als würde man durch eine andere Welt spazieren. Besonders faszinierend ist, dass sich die Illuminationen verändern, sobald man sich bewegt – das Kunstwerk reagiert auf die Besucher. Jeder Schritt löst sanfte Farbwechsel, Klänge oder Bewegungen aus, sodass man unweigerlich Teil der Installation wird. Es ist dieser Dialog zwischen Natur und Technologie, der den Besuch so einzigartig macht: das uralte, stille Grün des Gartens trifft auf modernste digitale Kunst. Die Atmosphäre schwankt zwischen beruhigend und aufregend – an manchen Stellen fühlt man sich wie in einem verwunschenen Wald, dann wieder wie in einer futuristischen Traumlandschaft. Das Spannende ist auch, dass der Park nie gleich aussieht: Mit jeder veränderten Lichtstimmung, mit jedem Blickwinkel entdeckt man neue Details. Während wir durch die Wege schlenderten, hörten wir überall leises Staunen, das Rascheln der Blätter vermischte sich mit sphärischen Klängen, und die Besucher bewegten sich fast ehrfürchtig durch die Szenerie. Für einen Moment hatte man das Gefühl, komplett vom Alltag losgelöst zu sein, wie in einer Zwischenwelt aus Realität und Fantasie. Gerade nach der langen Anreise war dieses ruhige, fast meditative Erlebnis genau das Richtige – ein gelungener Auftakt, um in die besondere Stimmung Japans einzutauchen.










Nach dem Parkbesuch führte uns der Hunger in eine Kura Sushi Bar – ein Paradebeispiel für die japanische Erfindung des „Kaiten Sushi“, bei dem kleine Teller auf einem Förderband an den Gästen vorbeifahren. Kura ist eine der großen Ketten in Japan und verbindet günstige Preise mit Spaßfaktor: Man nimmt sich direkt, was man möchte, oder bestellt per Touchscreen, woraufhin die Teller auf einem Expressband gezielt zum Tisch rollen. Die leeren Teller wirft man in eine Öffnung am Tisch, die automatisch zählt und bei jeder fünften Eingabe eine kleine Lotterie startet – bei uns leider ohne Gewinn. Typische Klassiker, die man in Japan probieren sollte, sind Nigiri mit frischem Thunfisch oder Lachs, Gunkan-Rollen mit Fischrogen, Maki mit Gurke oder Avocado, aber auch Spezialitäten wie fettes Thunfischfleisch (Toro) oder Seeigel (Uni). Selbst einfache Varianten wie Tamago – ein süßliches Omelett auf Reis – gehören zum Sushi-Erlebnis dazu. Für 7.740 Yen, also etwa 45 Euro, aßen wir uns zu dritt satt und probierten quer durch das Sortiment. Mein Highlight war der „Moon Viewing Cake“, ein kleiner Pudding auf Mürbeteigboden, garniert mit Sahne und einem weißen Schokoladenhasen – vielleicht eine Anspielung auf die japanische Mondlegende, nach der ein Hase auf dem Mond lebt und Mochi stampft. Müde, aber glücklich kehrten wir nach diesem langen Tag ins Hotel zurück. Eine heiße Dusche und ein weiches Bett waren der perfekte Abschluss, mitten in dieser pulsierenden Metropole mit 2,7 Millionen Einwohnern, die uns gleich am ersten Abend gezeigt hat, wie vielfältig und faszinierend Japan sein kann. Übrigens: Meine Heimatstadt Celle, aus der die Reise begann, wirkt dagegen wie ein kleines Idyll – mit rund 70.000 Einwohnern (Stand 2021) ist sie beschaulich und charmant, und gerade deshalb war der Sprung in die Großstadtwelten Hamburg, Helsinki und Osaka so eindrucksvoll.







Wenn man in Japan den Vollmond betrachtet, sieht man nicht – wie bei uns oft gesagt – einen „Mann im Mond“, sondern einen Hasen, der Mochi stampft. Dieser „Mondhase“ hat seinen Ursprung in einer alten Legende: Vor langer Zeit begegnete ein Gott, verkleidet als alter Mann, einem Affen, einem Fuchs und einem Hasen. Hungrig bat er die Tiere um Nahrung. Der Affe brachte Früchte, der Fuchs erlegte einen Fisch – doch der Hase fand nichts. Um trotzdem helfen zu können, sprang er aus purer Selbstlosigkeit ins Feuer, um sein eigenes Fleisch zu opfern. Tief bewegt offenbarte der Gott seine wahre Gestalt, rettete den Hasen und setzte sein Bild für alle Ewigkeit auf den Mond, als Symbol für Opferbereitschaft und Reinheit. Bis heute spielt diese Geschichte eine Rolle beim Tsukimi, dem japanischen Mondschau-Fest im Herbst, wenn Familien zusammenkommen, Mochi essen und den Vollmond betrachten. Für uns als Reisende ist es ein besonderer Moment, wenn man den Himmel anschaut und plötzlich nicht mehr nur einen hellen Kreis sieht, sondern die Figur eines Hasen – eine Geschichte, die seit Jahrhunderten die japanische Kultur prägt.
01.10.2025: Der erste richtige Tag auf der Expo begann für uns gefühlt schon im Morgengrauen: Wir trafen uns um 07:30 Uhr im Foyer des Hotels und machten uns auf die Suche nach einem Frühstück in Hotelnähe. Leider Fehlanzeige – in Japan gilt das zu dieser Zeit oft als „sehr früh“. Also stiegen wir in die Metro und steuerten direkt auf das Messegelände zu. Als wir am Ost-Eingang („East Gate“) ankamen, wurden wir sofort von der Größe und dem Trubel überrascht: unzählige Menschen, mehrere Eingänge, Lautsprecherstimmen, die wir nicht verstanden – und wir standen mitten drin. Glücklicherweise waren die Wegweiser auch in Englisch, sodass wir uns unseren Weg bahnen konnten. Um 08:30 Uhr harrten wir in praller Sonne aus – bereits 25 °C – und warteten auf den Einlass. Kurz vor 09:00 Uhr wurde es ernst: Gepäck musste gescannt werden, wir bekamen Einlass und dann begann für uns das eigentliche Warten – für uns vergingen 45 Minuten, bis wir endlich über die Schwelle durften. Der Größenmaßstab des Geländes ist gewaltig: Die Expo 2025 erstreckt sich über 1,55 km² auf der künstlichen Insel Yumeshima. Ein markantes Element ist der sogenannte Grand Ring, ein ringförmiges Dach aus Holz, das das Gelände überzieht – mit einem äußeren Durchmesser von etwa 675 Metern und einer Fläche von rund 61.000 m². Dieser Ring ist symbolisch und funktional zugleich: Schutz vor Sonne oder Regen und zugleich ein spektakuläres architektonisches Statement.

Sobald wir drinnen waren, begannen wir, Pavillons zu erkunden – aber schnell merkten wir, dass nicht alle frei zugänglich waren. Einige Pavillons verlangen eine vorherige Reservierung, entweder über eine Online-Lotterie Wochen im Voraus oder per QR-Code-Scan direkt am Morgen. Für uns galt: kein Reservierungsplatz, also improvisieren. Zu Beginn schauten wir uns Länder-Pavillons wie Qatar, VAE und Portugal an. Später kamen Earth at Night und Singapur hinzu – letzterer mit Wartezeit von etwa einer Stunde, die sich jedoch aus unserer Sicht wirklich gelohnt hat. Einige Pavillons hatten sogar 2–4 Stunden Wartezeit – da stellten wir uns die Frage: Warum dieses System? Tatsächlich findet man online Kritik, dass dieses Reservierungssystem vielen Besuchern den Zugang erschwert und den spontanen Besuch einschränkt. Die Expo füllte sich stündlich weiter – ein Mitarbeiter verriet uns, dass an diesem Tag rund 250.000 Besucher auf dem Gelände seien (am Vortag seien es 230.000 gewesen). Für uns wurde der Besuch zusehends unübersichtlicher, denn das Gedränge und die lange Wartezeiten machten vieles weniger Genuss als ursprünglich gedacht.









Besonders eindrücklich war der Singapore Pavilion – hier wurde das Land und sein Weg zu „Zero CO₂ 2050“ vorgestellt. Ein Highlight war, dass Besucher Wünsche oder Träume aufschreiben und in einer Animation „fliegen lassen“ konnten. Auf der nächsten Ebene wurde dieser Moment dann in einem Kino-ähnlichen Raum (vergleichbar mit einer „Sphere“ oder IMAX) visuell umgesetzt, sodass die Wünsche in der Projektion rund um einen herum freigelassen wurden. Der Pavillon selbst ist als „Dream Sphere“ konzipiert, mit drei Etagen und bedeckt mit über 17.000 recycelten Aluminiumscheiben – schon von außen beeindruckend. Das Konzept, Interaktivität, Kunst und Umweltbotschaft zu verbinden, war uns besonders sympathisch. Der Pavillon hat auch früh ein Millionengrenze überschritten von Besucherzahlen.






Ursprünglich hatten wir geplant, danach noch den USA-Pavillon zu besuchen, doch wir kamen zu spät: Der Zugang war gesperrt, mit Wartezeit von über 2 Stunden war er kaum attraktiv mehr. Stattdessen entschieden wir uns spontan für einen Spaziergang auf dem Holzring des Geländes – der Rundgang bot gute Ausblicke und etwas Ruhe. Den krönenden Abschluss bildete eine abendliche Show aus Feuerwerk und Wasserfontänen, die spektakulär inszeniert war („Under the Midnight Rainbow“ im Water Plaza – eine Mischung aus Licht, Musik, Wasser und Projektionen). Gegen 20:15 Uhr fuhren wir mit der Metro zurück ins Hotel. Für den nächsten Tag hatten wir uns bei 7-Eleven mit Snacks eingedeckt – Abfahrt sollte um 07:00 Uhr sein, um möglichst viele weitere Pavillons zu erkunden. Ach so: Übrigens gibt’s auf der Expo auch Stempelhefte – eine kleine Sammelaktion, bei der man an Pavillons oder Events Stempel erhält. Ich, digital affiner Typ, habe mir das natürlich nicht entgehen lassen.




























Abseits der Pavillons haben wir auf dem Expo-Gelände auch zahlreiche Kunstwerke, Statuen und kleine Details entdeckt, die den Besuch noch eindrucksvoller machten. Überall tauchten Installationen, Skulpturen und kreative Gestaltungselemente auf – mal modern, mal traditionell, oft überraschend und perfekt, um mit der Kamera eingefangen zu werden. Ein paar dieser besonderen Eindrücke haben wir für euch in einer kleinen Galerie zusammengestellt – ein visueller Rundgang durch die künstlerischen Seiten der Expo, die man beim Schlendern manchmal erst auf den zweiten Blick wahrnimmt.

















02.10.2025: Der zweite Tag auf der Expo in Osaka begann für uns noch früher als am Vortag. Bereits um 07:00 Uhr trafen wir uns im Foyer und machten uns mit der Metro auf den Weg. Kaum 60 Minuten vor Einlass war die Menschenmenge bereits gigantisch, und die Beschilderung wirkte eher verwirrend. Obwohl unsere Tickets offiziell ab 09:00 Uhr gültig waren, wurden wir in die Gatter für den 10:00-Uhr-Einlass geleitet, was zunächst für Unmut sorgte. Wir hatten proaktiv mehr Wartezeit eingeplant, um schneller ins Gelände zu kommen, doch die operative Hektik des Personals und die schiere Masse an Menschen raubten uns etwas die Stimmung. Letztlich dauerte es rund eine Stunde, bis wir wirklich eingelassen wurden. Drinnen angekommen, war schnell klar: Auch heute würde Geduld eine zentrale Rolle spielen. Am US-Pavillon etwa betrug die Wartezeit schon am Morgen über zwei Stunden, weshalb wir unsere Route neu planten und über die Expo-App Reservierungen für spätere Slots machten – am Ende landeten wir beim „Live Earth Journey“.
Unser erster richtiger Halt war der Deutsche Pavillon „Wa! Germany“, dessen Architektur und Konzept sich sofort von vielen anderen unterschied. Der Pavillon setzt auf Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit, sowohl in seiner baulichen Gestaltung als auch in den Ausstellungen selbst. „Wa“ steht dabei gleich für mehrere Bedeutungen: den Kreis als Symbol für Zirkularität, die Harmonie von Mensch und Natur sowie das überraschte „Wow!“, das die Besucher verspüren sollen. Interaktive Stationen, moderne Medientechnik und Beispiele für innovative Kreislaufprozesse gaben uns spannende Einblicke, und entgegen mancher Kritiken im Netz fanden wir den Pavillon sehr gelungen – vielleicht nicht in den Top 3, aber doch ein Erlebnis, das sich sehen lassen kann.








Danach zog es uns in den Korea-Pavillon, der mit drei Ausstellungshallen aufwartete. Besonders eindrucksvoll war die erste Station: Hier wurden Besucherstimmen aufgenommen und in Klang- und Lichtszenarien verwandelt – jeder Beitrag, egal in welcher Sprache, wurde Teil einer lebendigen Installation. In den weiteren Räumen ging es um die Verbindung von Tradition und Zukunft, den Weg zu einer grüneren Welt und eine künstlerische Vision des Jahres 2040. Gegen Mittag machten wir Pause, gönnten uns etwas zu essen und hielten eine kleine Siesta auf riesigen Bambus-Sitzen, die auf dem Gelände verteilt sind. Gestärkt ging es danach weiter zum Pavillon der Europäischen Union, der die Vielfalt der Mitgliedsstaaten in einer gemeinsamen Ausstellung bündelte. Nachhaltigkeit, technologische Innovationen und die Idee von Zusammenarbeit standen hier im Zentrum. Interaktive Präsentationen zeigten, wie die EU sich für erneuerbare Energien, Klimaschutz und gesellschaftliche Zukunftsthemen engagiert – ein kurzer, aber interessanter Stopp, bevor es zu den nächsten Themenpavillons ging.




Am Nachmittag stand für uns zunächst der Blue Ocean Dome auf dem Programm, der sich mit dem Schutz der Ozeane und nachhaltiger Ressourcennutzung befasst. Ziel ist es, bis 2050 keine zusätzliche Plastikverschmutzung mehr zuzulassen – und dieser Anspruch wurde mit eindrucksvollen Projektionen, immersiven Räumen und lehrreichen Installationen untermauert. Besucher tauchen hier buchstäblich in eine Unterwasserwelt ein, die nicht nur ästhetisch wirkt, sondern auch nachdenklich stimmt. Den Abschluss des Tages bildete dann unser Besuch der Live Earth Journey, einer der Signature-Pavillons der Expo. Dieser entführt die Besucher in eine multisensorische Reise durch sieben Themenwelten – von tiefem Ozean über Biodiversität bis hin zum Blick ins Universum. Mit moderner Technologie, gigantischen Projektionsflächen, Musik und Vibrationen wurde hier eine Erfahrung geschaffen, die alle Sinne ansprach und das Leben auf der Erde als ein komplexes Netzwerk sichtbar machte.






Nach diesem Erlebnis machten wir uns gegen 17:30 Uhr zurück ins Hotel, legten eine Stunde Pause ein und zogen am Abend noch einmal los. Nur wenige Minuten entfernt liegt die berühmte Shinsaibashi-Suji, eine endlose Shoppingmeile voller Geschäfte, Streetfood-Stände und der bekannten „Gacha“-Automaten, aus denen man kleine Überraschungen zieht. Hier verschmolzen moderne Konsumwelt, traditionelle Garküchen und das bunte Osaka-Gefühl zu einem einzigen Erlebnis. In einem kleinen Restaurant bestellten wir zum Abschluss des Tages – nicht immer mit Erfolg in der Übersetzung. So landeten gekühlte Nudeln auf dem Tisch, eiskalt serviert mit Eiswürfeln, dazu Spieße von Hühnerleber und Halsstücken sowie frittiertes Geflügel in verschiedenen Soßen. Zum Dessert gab es einen flambierten „Iced Pudding“, der sich als Crème-Brûlée entpuppte, allerdings wohl aus der Packung. Doch all das gehörte irgendwie dazu: Es war authentisch, spannend, manchmal überraschend – und vor allem ein würdiger Abschluss eines langen Expo-Tages. Und für die Stempel-Rally hier unsere digitalen Trophäen die wir gesammelt haben.





Viele Grüße, David
PS: Kulturell gibt es auch einiges zu lernen. Hier ein paar Punkte und Eindrücke die ich gesammelt habe:
1) Ein Detail, das uns sofort auffiel, war das Fehlen öffentlicher Mülleimer auf dem Expo-Gelände und in der Stadt – fast schon irritierend, wenn man es aus Deutschland anders gewohnt ist. Tatsächlich wurden viele öffentliche Abfallbehälter in Japan nach dem Sarin-Anschlag 1995 aus Sicherheitsgründen entfernt, da man befürchtete, solche Behälter könnten als Verstecke für gefährliche Gegenstände dienen. Heute ist es Teil der öffentlichen Ordnung, Müll mit sich zu tragen und erst dort zu entsorgen, wo es vorgesehen ist. Das Ganze wirkt wie eine stille, kollektive Rücksichtnahme – was wiederum mit all dem Personal zusammenpasst, das man überall sieht. Ob Schranken, Türen, Wegeführung – scheinbar für jede kleinste Stelle gibt es jemanden, der hilft, regelt oder leitet. Eine Kulisse, die gleichzeitig beruhigt und an die Systematik und Ordnung in Japan erinnert.
2) Ein weiteres spannendes Detail: In den Metros gibt es Waggons nur für Frauen – auf manchen Linien ganztägig oder zumindest während der Hauptverkehrszeiten. Das ist eine Maßnahme gegen Belästigung in überfüllten Zügen und gilt als fester Teil des Systems im öffentlichen Nahverkehr. Wer diese Wagons betritt, ohne die Regel zu beachten, wird meist still darauf hingewiesen oder die Leute wechseln dezent den Wagen.
3) Schließlich fiel uns ein interessanter Unterschied in Verhaltensnormen auf: Beim Gehen, auf Treppen und Rolltreppen gilt in Japan in der Regel: links gehen, rechts stehen und durchlassen. In Osaka hingegen beobachtet man oft das Gegenteil – man geht rechts und lässt links durch, was auch japanische Einheimische mitunter verwirrt. Diese Konvention verdeutlicht, wie sehr Lokalkultur selbst innerhalb eines Landes variieren kann – und wie anpassungsfähig man als Reisender sein muss, wenn man sich nicht nur als Tourist, sondern als Teil dieser kleinen Alltagsordnung fühlen will.
