Hangfliegen abgesagt – Polarlichter entdeckt
Es war eigentlich alles perfekt vorbereitet. Die Herbstferien standen an und unser Plan, am Flugplatz Bisperode-West mit dem Segelflugzeug entlang des Hangs zu fliegen, war schon seit Wochen in trockenen Tüchern. Unser Equipment – inklusive dem iKamper X-Cover 2.0 Dachzelt – war bereit für den Einsatz. Camping im Herbst, direkt am Flugplatz, um den kurzen Weg vom Zelt zum Segelflugzeug zu haben, war für uns genau die richtige Mischung aus Abenteuer und Entspannung. Selbst als das Wetter anfangs etwas unbeständig war, hielten wir an unserer Idee fest, in der zweiten Hälfte des Lagers einzusteigen. Gemeinsam mit meinen (David) drei Fliegerkameraden aus dem Verein hatten wir alles dabei, was wir für eine erfolgreiche Zeit am Hang brauchten.
Unser Segelflugzeug, ein Duo Discus, ist unser Hochleistungsdoppelsitzer des Vereins. Ausgestattet mit der neuesten Technik, war es nicht nur ein Gleitflugwunder, sondern bot uns auch die besten Sicherheitsfeatures, die der moderne Segelflug zu bieten hat. Das Flarm Fusion System an Bord war ein echtes Highlight. Diese Technologie kombiniert Kollisionswarnungen über FLARM-Signale und bietet zusätzlich den Empfang von Transponder- und ADS-B-Signalen. Das Besondere an diesem System ist die Möglichkeit, es über Bluetooth und Wi-Fi mit Navigations-Apps wie SkyDemon, ForeFlight und Air Navigation Pro zu verbinden. Über das FLARM Hub, eine Web-App, lässt sich das System kinderleicht konfigurieren und aktualisieren, ganz ohne komplizierte externe Geräte. Zusätzlich hatten wir Haubenblitzer installiert, die ähnlich wie ACL-Leuchten (Anti-Collision Lights) in der zivilen Luftfahrt funktionieren. Diese Blitzer sind in die Cockpithaube integriert und sorgen dafür, dass das Segelflugzeuge auch aus der Ferne gut sichtbar ist – besonders wichtig bei den oft dunstigen Wetterbedingungen im Herbst. Überlicherweise fliegen bei passendem Wetter mehr als 20 Segelflugzeuge an der Hangkante entlang.
Der Plan war, den Hangflug voll auszunutzen. Der Hang am Flugplatz Bisperode-West bietet bei Ost-Wetterlagen hervorragende Bedingungen für lange Flüge entlang der Steigung. Hangfliegen ist eine Kunst für sich und erfordert eine klare Einhaltung der Regeln, um sowohl die Sicherheit als auch die Effizienz zu gewährleisten. Die wichtigsten Hangflugregeln im Segelflug zusammengefasst:
- Flugsicherheit und Koordination
- Koordination im Aufwindgebiet: Um Kollisionen zu vermeiden, müssen alle Flugzeuge im gleichen Aufwindbereich ihre Bewegungen aufeinander abstimmen.
- Ausweichregeln: Flugzeuge, die den Hang auf der rechten Seite haben, haben Vorfahrt. Entgegenkommende Flugzeuge müssen vom Hang weg ausweichen.
- Abstände und Flugmanöver
- Mindestabstand zum Hang: Ein sicherer Abstand von mindestens einer Flugzeugspannweite muss zum Hang eingehalten werden.
- Überholen und Wenden: Überholmanöver dürfen nur auf der vom Hang abgewandten Seite erfolgen. Wendekurven sollten vom Hang weg geflogen werden.
- Geschwindigkeit und Richtungswechsel
- Mindestfluggeschwindigkeit: Die Fluggeschwindigkeit darf nicht unter der empfohlenen Anfluggeschwindigkeit liegen, und bei Turbulenzen müssen zusätzliche Reserven einkalkuliert werden.
- Richtungsänderungen: Vor Richtungswechseln oder Flugmanövern wie dem Hochziehen ist der Luftraum gründlich zu überprüfen, um plötzliche und gefährliche Manöver zu vermeiden.
- Zusätzliche Regeln und Ablenkungen
- Anflug und Kreisen: Der Anflug zum Hang sollte so erfolgen, dass keine bestehenden Flugbahnen gestört werden. Vollkreise sind nur erlaubt, wenn genügend Abstand zum Hang und zu anderen Flugzeugen besteht.
- Ablenkungen und örtliche Regelungen: Komplexe Instrumente sollten beim bodennahen Fliegen nicht bedient werden. Zudem sind an Flugplätzen mit Segelflugbetrieb eventuelle lokale Regelungen zu beachten.
Der Flugplatz Bisperode-West hat eine spezifische Platzrunde, die wir immer beachten mussten. Dazu werde ich noch eine Grafik einbinden, die genau zeigt, wie die Platzrunde verläuft und worauf man besonders achten muss. Diese Regelungen sind gerade für Gastpiloten unerlässlich, um den sicheren Betrieb auf diesem kleinen, aber feinen Flugplatz zu gewährleisten.
Leider war uns das Wetter in diesem Jahr nicht wohlgesonnen. Der viele Regen, der schon vor unserer Ankunft die Region getroffen hatte, machte den Platz unbrauchbar. Ständig neue Regenschauer sorgten dafür, dass der Boden aufgeweicht war und Starts oder Landungen herausfordernd wurden. Es war frustrierend, vor allem, weil wir uns so sehr auf die Flüge gefreut hatten. Die Wetterprognosen zeigten Regenmengen zwischen 22 und 26 mm – keine Chance für unser Vorhaben. Die Gefahr besteht bei diesen Wetterlagen, dass der durchgeführte Flugbetrieb Schäden an der Untergrund hinterlässt oder man tatsächlich mit seinem Auto und dem Transportanhänger stecken bleibt.
Doch anstatt uns zu ärgern, nutzten ich (David) die gewonnene Zeit sinnvoll. Schon lange hatten wir geplant, uns mit unserer Familiengeschichte zu beschäftigen, und jetzt bot sich endlich die Gelegenheit dazu. Ich begann, alte Dokumente und Fotos in eine Software zu übertragen und die ersten Stammbäume zu erstellen. Es ist erstaunlich, wie fesselnd dieses Thema sein kann. Je tiefer ich in unsere Familienhistorie eintauchte, desto mehr spannende Geschichten und unerwartete Wendungen kamen ans Licht. Dieses neue Interesse hat mich gepackt, und wir werden in der Zukunft sicherlich noch mehr über unsere Ahnen berichten.
Am Ende der Woche brachte ich dann unseren Doppelsitzer zurück zum Heimatflugplatz in den Landkreis Celle. Es war schon später Abend, als ich plötzlich ein spektakuläres Naturschauspiel über dem Himmel von Niedersachsen beobachten konnte: Polarlichter! Diese Lichter, die sonst nur in den nördlichen Polarregionen auftreten, waren aufgrund der aktuellen hohen Sonnenaktivität auch in Deutschland sichtbar. Die Sonne durchlebt momentan einen Sonnenfleckenzyklus, der sich gerade in einem Maximum befindet. Dadurch schleudert die Sonne vermehrt Plasma in den Weltraum, das auf die Erdatmosphäre trifft und dort die faszinierenden Lichter entstehen lässt .
Polarlichter entstehen, wenn elektrisch geladene Teilchen des Sonnenwinds auf die Erdatmosphäre treffen. In Höhen von 70 bis 800 Kilometern regen sie dort die Gase – vor allem Sauerstoff und Stickstoff – zum Leuchten an. Je nach Höhe entstehen dabei grüne, rote, violette oder blaue Lichter. In unserem Fall waren die Polarlichter grün, was darauf hindeutet, dass sie in etwa 120 Kilometern Höhe entstanden sind . Leider hatte ich nicht meine richtige Kamera dabei, sodass ich nur mit der Handykamera ein paar Aufnahmen machen konnte. Doch auch diese Momente werden mir lange in Erinnerung bleiben.
Obwohl unsere Flüge ins Wasser fielen, brachte dieser Herbst doch unerwartete Highlights. Nicht immer läuft alles nach Plan, aber manchmal öffnet das den Raum für neue Erlebnisse und Entdeckungen – sei es in der Luft oder in der eigenen Familiengeschichte.
Viele Grüße und bis bald
David