Part 4/5 Norwegen

Lesedauer: 9 Minuten

05.05.2022: Ab 05:00 Uhr morgens fing es an zu stürmen und immer mal wieder einen Schauer zu geben. Mit einem normalen Zelt wären wir vermutlich schon längst davon geflogen. Wir mussten die Tage ein bisschen neu planen, weil wir insgesamt, aufgrund des Wetters, schneller voran gekommen sind, als gedacht; ganze 2 Tage. Wir sind morgens nach dem Frühstück im Auto wieder los gefahren und haben mal wieder eine Fähre genutzt. Auf der Fähre wird das Autokennzeichen fotografiert. Später bekommen wir eine Rechnung für die genutzten Fährfahrten nach Hause geschickt. Norwegen fragt also in Deutschland nach unserem Kennzeichen und erhält dann die Anschrift.

Für David ist es hier ein wahr gewordener Traum, so ziemlich überall kann man ohne Bargeld bezahlen. Für den ein oder anderen Campingplatz haben wir aber trotzdem ein bisschen Bargeld abgehoben. Wir haben es wieder mal geschafft unter der Regenfront hindurchzufahren, sodass wir zwischendurch immer mal wieder die Sonne gesehen haben. Hoffentlich haben wir in den nächsten Tagen Ähnliches Glück mit dem Wetter. Drückt uns die Daumen.

Auf unserem Weg Richtung Trondheim sind wir an dem ein oder anderen Steinbruch vorbeigekommen. Sonst war die Fahrt entspannt, fast schon zu entspannt und unaufregend. So langsam hat man sich ja doch an das ein oder andere gewöhnt. Doch dann meldete das Auto 15km vor unserem nächsten Ziel und nach 1.190km Road-Trip, dass wir doch bitte den Reifendruck hinten links prüfen sollen.🤔 Wir fuhren die nächste Tankstelle an und suchten nach einem möglichen Übeltäter. Das ein oder andere Steinchen steckte im Profil, was aber keine Auswirkung hatte. Doch dann sah ich mittig vom Reifenprofil etwas metallisches blinken; eine Schraube.

Bei der Tankstelle fragten wir wo die nächste Werkstatt sei. Er erklärte uns kurz den Weg und wir fuhren los. Per Apple Maps suchten wir parallel ebenfalls nach einer kfz-Werkstatt in unserer Nähe. Die erste die wir angefahren sind, war mittlerweile eine Firma für Gerüstbau. Also suchten wir weiter. Die nächste, ebenfalls nur wenige Autominuten entfernt, war nicht besonders vertrauenserweckend. Es war so eine dreckige, urige, verranzte, typische Dorfwerkstatt, vorne dran mit Gebrauchtwagenverkauf. Der Typ war prinzipiell nett, aber obwohl er englisch gesprochen hat, haben wir ihn nicht verstanden. Wer die Serie „Clarksens Farm“ auf Amazon Prime gesehen hat, weiß wen wir meinen: Er erinnerte uns an den Typen, Gerald Cooper, der die Steinmauern gebaut hat.😄 Nicht unbedingt schlimm, aber wir sahen wie er bei einem anderen Auto den Auspuff mit einem Tüdelband befestigt hat, damit dieser nicht abfällt. Uns kam das ganze irgendwie nicht so suspekt vor, weshalb wir schnell wieder gefahren sind. Uns wurde die nächste Werkstatt, wieder wenige Minuten weiter, angezeigt. Wir fuhren hin. Von weiter weg sahen wir schon die Symbole von Mercedes und Mitsubishi und freuten uns schon. Dies war leider eine LKW Werkstatt, also auch nicht hilfreich.

Noch mal Apple Maps bedient, habe ich eine Reifenwerkstatt (ähnlich wie Kühlshammer in Lachendorf) gefunden, ca. 8 Minuten entfernt und mit Internetseite. Dort angekommen, erwartete uns ein hübscher, typisch, schwedisch/norwegisch aussehender Hof. Wir gingen rein, schilderten unser Problem und bekamen sofort Hilfe. Das Auto wurde hinten links hochgebockt, der Reifen runter genommen, repariert und wieder angeschraubt. Das alles in nicht mal 20 Minuten. Hat uns 350NOK, umgerechnet ca. 35€ gekostet. Wir hatten zwar gehofft, dass uns schnell geholfen werden kann, aber hatten nicht damit gerechnet, dass es so schnell geht.😄 Wir waren einfach nur happy und dankbar, dass wir den Laden gefunden hatten. Wir fragten ob wir noch irgendwas beachten müssen. Nein, wir müssten nur nach 50km die Schrauben nachziehen; also das übliche. Wir fuhren die nächste Tankstelle an, um den Reifendruck zu prüfen (das Auto sagte nämlich immer noch wir sollen den Druck prüfen). Zur Sicherheit haben wir gleich alle Reifen geprüft. Der defekte Reifen hatten „nur“ noch einen Druck von 2,3 statt 3,1 bar. Auf die ganze Aufregung musste David dem Auto erst mal eine kurze Hochdruckreinigung gönnen. Er hatte etwas mit der Sprache und der Anlage zu kämpfen, weil sie nicht so recht machte was er wollte. Am Ende hat es aber geklappt. Danach gab es für uns zur Beruhigung einen Vanille Café Latte, eine heiße Schokolade und ein Schokocroissant.😄

Ich hatte zwischenzeitlich den Witz gemacht, wenn wir jetzt noch mehr Nägel in die Reifen fahren, dann haben wir bald Spikes.😄 Nach 30 Minuten ist das ganze Wasser vom Auto gelaufen und es sah so aus als hätte es Wasser gelassen.😄 Also sind wir zu dem nächsten Stellplatz zum Wildcampen gefahren, auch wieder nur wenige Minuten weiter. Das Auto mit Hilfe der Keile ausrichten und rund um das Auto erst mal wieder Hinterlassenschaften von Hunden entfernt. Irgendwann kam noch ein Norweger mit sein Wohnmobil und seinem Hund und hat sich zu uns gestellt. Zum Essen gab es lecker Dosensuppe. In dem Sinne, gute Nacht.

06.05.2022: Für uns ging es heute in die Stadt Trondheim. Wie schon mal geschrieben, haben wir Zeit gut gemacht und konnten somit doch ein bisschen durch die Stadt schlendern. Es sollen heute 20 Grad werden und ab Mittags sollte es leichten Regen geben. Wir sind also 30 Minuten nach Trondheim reingefahren. Auf dem Weg in die Stadt haben wir einen „neuartigen“ Ziehharmonika-Bus gesehen. Er hat eine Doppel-Ziehharmonika und hat eine Länge von 24m und fährt elektrisch. Der Bus ist nur eines von wenigen Elektrofahrzeugen die man hier sieht. Viele Norweger fahren E-Autos und an vielen Stellen gibt es Ladesäulen. Auch die Polizei fährt Tesla.😉

Im Parkhaus angekommen, sind wir direkt zu der für uns interessantesten Sehenswürdigkeiten um die Ecke gegangen. Die alten, bunten Speicherhäuser am Hafen. Die wurden natürlich fotografiert. Anschließend ging es in eine kleine Kaffee-Rösterei, wo wir einen Kaffee und eine Schokolade getrunken haben. Danach ging es auf die andere Seite des Kanals um noch mal ein paar Fotos zu machen. Es war gerade mal 11:00 Uhr und es begann zu regnen. Das hat natürlich den Vorteil dass es nicht so voll ist in der Stadt.😄 Trotz des Regens sind wir gut 1 Stunde durch die Straßen geschlendert und haben in das ein oder andere Geschäft reingeschaut. Die kleinen Gassen, gerade mit den alten, bunten Holzhäusern sind sehr schön. David hatte im Vorfeld ein Restaurant rausgesucht. Als wir es aufsuchen wollten, haben wir festgestellt, dass es leider erst um 15 Uhr öffnet. Also haben wir uns auf die Suche nach einem anderen Restaurant gemacht. Wir sind Richtung Hafen gegangen und haben von weiter weg alte Backsteinhäuser mit vorgebauten Wintergärten im Industriestil, in denen Lampen leuchteten, gesehen. Dort angekommen, haben wir uns eines der Restaurants ausgesucht und dort Mittag gegessen. Nicht gerade günstig.🙈

Danach ging es zurück zum Auto und kurz zum einkaufen. Wir haben ein paar Sachen, die uns noch fehlten eingekauft und erste Mitbringsel für zu Hause. Da wir mittlerweile ein paar Aufbewahrungsboxen ein bisschen geleert hatten, ist ein bisschen Platz dafür frei geworden.😉 Nachdem wir alles im Auto verstaut hatten, sind wir 1,5 Stunden zum Campingplatz gefahren. Zunächst ein bisschen über die Autobahn. Dann leitete uns das Navi wieder auf Landstraße. Vor uns waren zwei Auto, hinter uns waren drei Autos. Der Weg war wie eine Achterbahn mit kleinen Anhöhen, die uns auf und ab durch den Wald und den Berg hinauf führten. Irgendwann hörte die geteerte Straße auf und es wurde ein dezent matschig. Zwar nicht tief, aber es fuhr sich wie auf Seife. Es gab einige Schlaglöcher und Spurrillen, die teilweise tiefer und heftiger waren als sie aussahen. Diese Straße muss aber trotzdem im Winter geräumt worden sein, weil die Stäbchen am Straßenrand noch steckten. Irgendwann ging es zum Glück wieder auf eine normale Straße.

Der Campingplatz, der uns erwartete, war recht groß und lag direkt am Fjord. Es gab 20 freie Stellplätze, von denen wir die Nummer 1 erhalten haben und dann gab es noch weitere, gefühlt 100, Dauerplätze. Es gab eine Ecke mit Minigolf, eine Wiese mit Schafen, ähnlich einer Streichelwiese, einen Spielplatz, ein Restaurant, ein Schachspiel uvm. Wir hatten es mal wieder geschafft zwischen einem der Schauer das Zelt aufzuschlagen. Diese Wolkenformationen zwischen Regen, Sonne, Hagel und Wind, die Berge im Hintergrund und das Wasser vom Fjord im Vordergrund sah zeitweise ziemlich dramatisch und spektakulär aus. Die Hochdruckreinigung vom Auto war heute natürlich nach der krassen Strecke passé. Aber David wollte ja nicht auf mich hören.😉 Wir haben dieses Mal in der Küche unser Essen gekocht, was man natürlich extra zahlen darf. Da wir das noch nie gemacht hatten und die hier Karten haben welche mit Geld aufgeladen werden müssen, ist uns direkt ein Missgeschick passiert. Das gesamte Geld wurde abgebucht und wir konnten 1 Stunde kochen und nicht mehr duschen.🙈😄 An der Rezeption waren sie so lieb und haben uns das Guthaben wieder aufgeladen ohne dass wir noch mal zahlen mussten. Somit war die Dusche auch gesichert. Abends wurde noch kurz mit der Familie per Video telefoniert. So langsam fing es auch an böig zu werden, was auch vorhergesagt war. Hier am Campingplatz hatten wir nun den nördlichsten Punkt unserer Reise erreicht. Ab morgen geht es nur noch abwärts.😉

07.05.2022: Die Nacht war ziemlich unruhig, aber wir sind nicht weggeflogen und es ist alles heile geblieben. Auch hier haben wir es wieder geschafft eine Regenlücke zum einpacken abzupassen. Gefrühstückt haben wir auch wieder in der Küche. 3x dürft ihr raten was es gab…genau Knäckebrot.😉 Es stand eine etwas längere Fahrt von ca. 3 Stunden bis zum nächsten Stellplatz zum Wildcampen an. Das Navi führte uns wieder über die krasse Straße vom Vortag zurück. Dieses Mal waren wir alleine auf der Strecke, womit wir uns irgendwie gleich etwas unsicherer gefühlt haben.😄 Wir fuhren erneut durch Schnee, Regen und Hagel. Irgendwann kamen wir an noch teilweise zugefrorenen Seen vorbei. Das Auto zeigte nur noch 3,5 statt heute morgen 7 Grad an. Wir fuhren immer höher die Berge hinauf, es lagen Schneeverwehungen auf der Straße und das Thermometer sank bis auf 0 Grad. Und es fing stärker an zu schneien, gleichzeitig schien aber auch die Sonne, sodass wir total von dem Schnee geblendet waren. Das Navi sagte „Sie haben ihr Ziel erreicht“. Tja, der auserkorene Stellplatz lag unter dem Schnee und der See, auf den wir blicken sollten, war komplett zugefrorenen und zugeschneit.

Wir hielten am nächsten Parkplatz an und suchten uns einen neuen Schlafplatz aus. Es sollte wieder ein Campingplatz werden. Die Häuser die dort oben standen, schienen Wochenendhäuser der Norweger zu sein. Wir haben dort sehr viele Parkplätze (größere und kleinere Parkbuchten mit Schotter) mit einem Hinweisschild „privat“ gesehen. Einige Häuser wurden auch gerade bewohnt. Es waren mittlerweile -2 Grad draußen. Wir folgten dem Navi, was uns erstmal weitere 40 Minuten durch die Schneelandschaft geführt hat, bis es langsam wieder bergab ging, der Schnee weniger wurde und die Temperaturanzeige wieder nach oben kletterte, auf 6 Grad. Die Eigentümerin vom Campingplatz war gerade da, sodass wir uns die Übernachtung klar machen konnten. Beim Aussteigen aus dem Auto hat man trotz der 6 Grad gemerkt, dass die Luft noch deutlich kühler ist, als an den Orten der letzten Tage. Hier liegen teilweise auch noch kleine Schneehaufen. Das Auto ist jetzt richtig schön paniert. Es sieht ein bisschen so aus als wäre es gewollt; geht das eventuell als neue Autolackierung durch?😄 Wir haben den Campingplatz ganz für uns alleine. Nachdem wir das Zelt aufgeschlagen hatten, gab es erst mal Milchreis mit Apfelmus. Ein paar Kindern von Freunden haben wir eine Postkarte geschickt. David hatte bereits in Thailand eine App ausfindig gemacht, mit der man Postkarten selber gestalten kann, die dann gedruckt und verschickt werden. Heute gab es den ersten Dankesanruf. Die Kinder haben sich sehr gefreut und ihre Mutter musste ihnen die gesamten Reiseberichte vom Blog vorlesen, weil es sie so sehr interessiert hat. Den Tag haben wir dann ruhig ausklingen lassen. Abends gab es heiße Gulaschsuppe, die uns richtig gut durchgewärmt hat.

Viele Grüße aus Norwegen,
Lisa und David

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